15.11.2024 | IG Metall und Arbeitgeber in Nordrhein-Westfalen übernehmen den Pilot-Tarifabschluss aus Hamburg und Bayern. Darauf haben sich die IG Metall NRW und der Arbeitgeberverband METALL NRW am Donnerstag geeinigt.
Das bedeutet: Die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in NRW erhalten in zwei Stufen 2 Prozent und 3,1 Prozent mehr Geld, obendrauf gibt es einmal 600 Euro. Die unteren Entgeltgruppen profitieren besonders von einem höheren T-Zug B, mehr Beschäftigte profitieren von besseren Bedingungen für Zeit statt Geld, und Auszubildende sahnen richtig ab, sie erhalten 140 Euro mehr. Die Laufzeit beträgt 25 Monate. Unterm Strich „ein guter und solider Abschluss, der in die Zeit passt“, sagte IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler.
Der Abschluss „bringt uns Sicherheit in schwierigen Zeiten“, sagte Giesler. Vorangegangen war eine lange und schwierige Verhandlungsnacht in Hamburg. Dort hatten die IG Metall-Bezirke Küste und Bayern mit den Arbeitgebern in einem 18-Stunden-Marathon um ein Ergebnis gerungen. Am Ende „hat sich diese Nacht gelohnt“, so Giesler. Mit dem Abschluss hätten die Sozialpartner gezeigt, dass Kompromisse „auch in schwierigen Zeiten möglich sind“.
Der Abschluss hat eine doppelte soziale Komponente: Untere Entgeltgruppen profitieren zum einen von der Einmalzahlung von 600 Euro und zum anderen vom T-Zug B, der 2026 von rund 580 auf 847 Euro steigt. „Mit
dem steigenden T-Zug haben wir die soziale Komponente auf Dauer festgeschrieben“, betonte Giesler. Die Auszubildendenvergütungen steigen überproportional um 140 Euro und werden 2026 noch einmal um 3,1 Prozent erhöht. Künftig können auch Teilzeitbeschäftigte die tarifliche Freistellungszeit nutzen, und die Optionen werden deutlich erweitert.
In den Betrieben wurde das Ergebnis überwiegend positiv aufgenommen. Das
wurde in der Sitzung der Tarifkommission Nordrhein-Westfalen deutlich, die am Morgen der Einigung tagte. „Wir können mit dem Ergebnis leben“, sagte zum Beispiel René Herdlitschke, Betriebsratsvorsitzender beim Röhrenhersteller Mannesmann Precision Tubes in Hamm. Er und andere Mitglieder der Tarifkommission berichteten davon, dass sich die Lage in ihren Betrieben gerade eintrübt. Sie bestätigten damit die Aussage von Bezirksleiter Knut Giesler: „Der Abschluss passt in die Zeit.“
Unternehmen mit einer Nettoumsatzrendite von 2,3 Prozent oder weniger können das T-Geld verschieben, kürzen oder streichen. Die IG Metall habe mit dem Ergebnis „Verantwortung für industrielle Arbeitsplätze übernommen“, betonte Ulrike Hölter, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ruhrgebiet-Mitte. „Jetzt müssen die Arbeitgeber aufhören, uns mit dem Abbau von Arbeitsplätzen zu bedrohen“, sagte sie unter großem
Applaus.
Die 140-köpfige Tarifkommission votierte dann auch einstimmig bei einer Enthaltung für die Aufnahme von Übernahmeverhandlungen mit den NRW-Arbeitgebern – die jetzt erfolgreich zu Ende geführt wurden. Über das Pilot-Ergebnis hinaus konnte die IG Metall den NRW-Arbeitgebern außerdem Gespräche zu einem besonders wichtigen Zukunftsthema abtrotzen: Wie können mehr junge Menschen in eine Ausbildung gebracht werden?