17.12.2024 | Die Tarifkommission der Textil- und Bekleidungsindustrie Nord-West der IG Metall will mit der Forderung nach deutlich mehr Geld in die Tarifrunde gehen. Die Entgelte der Beschäftigten sollen um 6 Prozent, mindestens aber 200 Euro monatlich steigen. Dies beschloss die Tarifkommission nahezu einstimmig.
Im Konferenzsaal im vierten Stock des Bildungszentrums der IG Metall in Sprockhövel herrschte große Eintracht und feste Entschlossenheit. Bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung einigte sich die Tarifkommission der IG Metall auf folgende Forderungsempfehlung für die anstehenden Tarifverhandlungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie.
• Erhöhung der Löhne, Gehälter und Auszubildendenvergütungen um 6 Prozent, mindestens aber um 200 Euro.
• Verlängerung der tariflichen Regelung zur Altersteilzeit für mehr Beschäftigte als bislang.
• Thematisierung eines Bonus‘ für Mitglieder der IG Metall.
Dieses Paket ist gut begründet. Schon die Beschäftigtenbefragung in den Betrieben hatte Anfang November gezeigt, dass das Thema Entgelt nach der erfolgreichen Tarifrunde 2023 auch diesmal die Beschäftigten
wieder besonders bewegt. Denn die Kolleginnen und Kollegen haben faktisch weiterhin weniger Geld im Portemonnaie als in den Jahren vor 2021. Schuld daran ist die Inflation.
Zwar stiegen die Preise zuletzt weniger stark an. Aber der gute tarifliche Abschluss aus dem vergangenen Jahr konnte die Verluste durch die hohen Inflationsraten aus den Jahren zuvor nicht vollständig auffangen.
„Diese Reallohnverluste müssen wir jetzt ausgleichen”, sagte Tarifsekretär Marc Otten. Etliche Berichte aus den Betrieben untermauern dies: „Bei uns wollen alle mehr Geld”, sagte etwa Jürgen Prick vom Textilhersteller
Aunde in Mönchengladbach.
Mehr Geld für die Beschäftigten, vor allem auch für Auszubildende – das sollte auch im Sinne der Unternehmen sein. Denn der Textil- und Bekleidungsindustrie fehlen Fachkräfte. Ein möglichst attraktiver Arbeitsplatz
könnte helfen, Lücken zu schließen. Viele Beschäftigte klagen über Arbeitsverdichtung. In der Beschäftigtenbefragung stimmten 88 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass der Arbeitskräftemangel krank macht.
Ein Teilnehmer berichtete von einem Krankenstand von 30 Prozent in seinem Betrieb. In den Textilbranchen arbeiten viele ältere Beschäftigte. Mehr als die Hälfte von ihnen ist bereits jenseits der Fünfzig. Die Fortsetzung der tariflichen Altersteilzeit ist den Beschäftigten daher sehr wichtig. „Jetzt müssen wir die Quote erhöhen”, sagte IG Metall-Verhandlungsführerin Miriam Bürger. Es sollen also mehr Beschäftigte in den Genuss der Altersteilzeitregelung kommen.
Tarifsekretär Marc Otten erwartet eine harte Auseinandersetzung. „Wir bereiten uns auf eine Eskalation vor“, erklärte er. In den Betrieben ist die Stimmung kämpferisch. „Wir sind streikbereit”, sagte zum Beispiel
Arthur Schröder, Betriebsratsvorsitzender von Schmitz Textiles in Emsdetten.
Sechs Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten – mit diesem Paket hat die rund 80-köpfige Tarifkommission Nord-West eine klare Forderungsempfehlung beschlossen. Nun muss nur noch der Vorstand der IG Metall in Frankfurt endgültig über diese Forderung entscheiden. Dann beginnen Ende Januar die Verhandlungen mit den Arbeitgebern.