27.09.2024 | In der nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie steht eine spannende Tarifrunde bevor. Zum Auftakt befragt die IG Metall die Beschäftigten der Branche: Was ist Dir wichtig? Wo drückt der Schuh? Welche Forderung hältst Du für angemessen?
Die Ergebnisse der großen Beschäftigtenbefragung werden dann einfließen in die Forderungsdiskussion. Noch bis zum 25. Oktober können Beschäftigte teilnehmen. Die Tarifrunde startet in diesem Herbst mit einer Kampagne der IG Metall in den Betrieben. Dazu gehört auch die Befragung der Beschäftigten. Marc Otten, Tarifsekretär für die Textilbranche, erklärt, worum es geht: „Wir wollen die Stimmung in den Betrieben einfangen und von den Kolleginnen und Kollegen erfahren, welche
Forderung sie sich vorstellen können.“ So können die Befragten zum Beispiel auch angeben, welche Prozentzahl sie als Forderung für angemessen halten und was sie sonst noch für dringlich halten: Arbeitszeit? Altersteilzeit? „Wir sind sehr
gespannt auf das Ergebnis“, sagt Otten, „und werden es dann in der Tarifkommission ausgiebig diskutieren.“
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Tarifrunde 2024/2025 eine harte Auseinandersetzung mit den Arbeitgebern mit sich bringen wird. „Die Arbeitgeber werden uns nichts schenken“, sagt Otten. Umso wichtiger wird es sein, dass IG Metall und Beschäftigte entschieden auftreten und für ihre Forderung kämpfen, betont Otten (siehe Interview im Anhang).
Damit zeichnet sich in der nord-westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie die zweite harte Tarifauseinandersetzung in Folge ab. Die jüngste Tarifrunde im Jahr 2023 endete mit einer Rekordbeteiligung der Beschäftigten an Aktionen und Warnstreiks. Auf diese Weise konnte die IG Metall ein richtig gutes Ergebnis erzielen und eine Erhöhung der Entgelte um 8,1 Prozent in zwei Stufen und eine Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 1500 Euro erkämpfen. „Das haben wir nur geschafft, weil die Beteiligung in den Betrieben so groß war“, sagt Otten.
Auch dieses Mal, betont der Tarifsekretär, wird die Tarifrunde kein Spaziergang. In den Betrieben wird in diesem Herbst eine mögliche Forderung diskutiert, im Dezember wird sie beschlossen und die Tarifrunde tritt in die heiße Phase. Ende Februar 2025 läuft der bisher gültige Tarifvertrag und damit die Friedenspflicht aus, ab 1. März dürften die Beschäftigten dann in den Warnstreik treten. „Wir müssen davon ausgehen, dass wir auch dieses Mal wieder zu allen Mitteln greifen müssen, die uns zur Verfügung stehen“, sagt Metaller Otten. „Dazu sind wir bereit.“